#CoronaSchule – Neues Jahr, neues Glück … ab in die Schule zurück

Gerade noch habe ich Euch meine Gedanken mitgeteilt zum Schulstart im Januar und zack ist schon wieder alles anders.

Keine flächendeckenden Schulschließungen

Zwischen Weihnachten und Silvester hat im Thüringer Bildungsministerium ein Jurist offensichtlich das Bekanntmachungsblatt der Bundesregierung in die Hände bekommen und festgestellt, dass das neue Infektionsschutzgesetz eine flächendeckende Schulschließung nicht mehr einräumt. Nun kann man sicher geteilter Auffassung sein, was flächendeckend ist, aber der Plan von Minister Holter, die erste Woche alle Schulen in den Distanzunterricht zu schicken, war auf jeden Fall nun doch nicht mehr möglich.

Ich sag‘ Euch ganz ehrlich, ich hatte das auch nicht gleich auf dem Schirm, als die Meldung zum Distanzunterricht für die ersten zwei Wochen öffentlich wurde. Vielmehr fand ich es schon mal gut, dass es einen Plan über das neue Jahr hinaus gab, auf den sich alle einstellen hätten können. Auch wenn das schon ziemlich knapp war, so zwei Tage vor Weihnachten.

Schulen entscheiden selbst

Nun kam alles anders. Kein Distanzunterricht. Präsenzunterricht. Das ist grundsätzlich gut, denn aktuell sind die Mehrheit der Schulen im Präsenzunterricht einfach besser als im Distanzunterricht. Hierfür entscheiden die Schulleitungen ab sofort wöchentlich, wie denn die Lage in ihrer Schule aussieht. Kann der Präsenzunterricht durchgehalten werden? Bei steigendem Infektionsgeschehen kann die Schulleitung in den Klassen 1-6 auf feste Gruppen und ab Klasse 7 auf Wechselunterricht umschalten. Schließung der Schule geht nur nach Rücksprache mit dem Schulamt und bei mindestens zwei PCR-positiv-getesteten Personen in der Schulgemeinschaft.

Aber können die Schulen das überhaupt entscheiden? Die Frage habe ich mir auch gestellt. Nach Rücksprache mit einigen Schulleitungen habe ich erfahren, dass sie aber gar nicht so unglücklich über diesen Handlungsspielraum sind. Das trifft vor allem auf jene zu, die sowieso sehr gern und verantwortungsvoll eigenständig entscheiden. Wie überall haben wir auch bei den Schulleitungen schwarze Schafe. Das sind oft diejenigen, die uns immer wieder in Erklärungsnöte bringen. Schließlich setzen wir auf das Prinzip der Selbstverantwortung in den Schulen und wünschen uns für die Schulleitungen neben der pädagogischen Hoheit auch mehr Budgethoheit und Mitspracherecht bei Personalentscheidungen.

Schulen baden aus, was Gesundheitsämter versäumt haben

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stellt sich aber die Frage, ob Schulleitungen eine gute und ausreichende Entscheidungsgrundlage haben, auf der sie entscheiden können, ob es noch sicher ist, die Schule offen zu halten. Denn viele Schulen haben die Erfahrung gemacht, dass von Seiten der Gesundheitsbehörden, die eigentlich sowohl über Quarantäne als auch über Infektionsgefährdung entscheiden müssten, wenig Unterstützung kam. Die Quarantäne-Bescheide kamen viel zu spät, teilweise sogar nach dem eigentlichen Quarantäne-Zeitraum. Versteht mich nicht falsch, es gibt Vorzeige-Gesundheitsämter. Die haben spezielle Telefonnummern für Schulen eingerichtet, Vordrucke für Testrückmeldungen vorbereitet und stehen den Schulen mit Rat und Tat zur Seite. Aber andere sind einfach nicht zu erreichen und haben offensichtlich die Rolle der Schulen nicht verstanden. Das ist schade.

Schulen bei Entscheidung unterstützen und einfaches Monitoring ermöglichen

Und so kann man nur hoffen, dass die Schulen den Freiraum nun verantwortlich nutzen. Was mir noch Sorge bereitet, ist die Frage der Rückmeldung. Müssen die Schulen eigentlich irgendjemandem mitteilen, welche Unterrichtsversorgung gerade stattfindet? Bei der Schließung muss das Schulamt konsultiert werden, aber interessiert sich jemand für die Entscheidungen davor? Und vor allem, haben die Schulen Ansprechpartner, wenn sie sich allein gelassen fühlen und die Entscheidung nicht selbst treffen können oder wollen?

Letzte Frage: Sind Schulen sichere Orte

Manch einem geht das mit dem Präsenzunterricht ja zu weit. Sowohl Eltern als auch Lehrkräfte haben Angst vor Ansteckung und einer weitere Verbreitung des Corona-Virus. Ich kann die Sorge verstehen.

Man muss aber auch folgendes im Blick behalten: Nirgendwo wird soviel getestet, wie in den Schulen. Dadurch werden Infektionen entdeckt. Das ist erstmal gut. Ob die Infektionen in der Schule geschehen, ist bisher nicht nachgewiesen. Es gibt Untersuchungen, die anderes vermuten lassen. Das ändert nichts daran, dass es sich komisch anfühlt, mit 30 Kindern in einer Klasse zu sitzen, während an anderen Stellen nur 10 Personen zusammen kommen dürfen.

Ich bin davon überzeugt, dass der Präsenzunterricht sehr wichtig ist. Die Kinder brauchen nicht nur die Lehrkräfte zum Lernen. Sie brauchen auch den Austausch mit Gleichaltrigen und einen Ort, der nicht nur aus Familie besteht. Was wiegt schwerer? Das ist die grundlegende Frage. Aber besser wäre es, die Übertragungswahrscheinlichkeit in den Schulen auf ein Minimum zu reduzieren und die Infektionslage weiterhin gut zu überwachen. Da unterstütze ich gern die Forderung des Thüringer Lehrerverbandes.

Es bleibt also dabei: Masken auf, Abstand halten, regelmäßig testen und dann dafür sorgen, dass auch regelmäßig frische Luft ins Klassenzimmer und die eigenen Lungen kommt. Wir kommen nicht umhin, dass jeder für sein eigenes Verhalten Verantwortung übernimmt.