Lehrerbildung weiterdenken – Schritte zu einer Reform der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete, liebe Besucherinnen und Besucher, unter anderem vom Heinrich-Mann-Gymnasium – hallo! –, man muss ja, wenn man bei Bildungspolitik die Strukturen anfasst, immer ein bisschen aufpassen, dass man sich am Ende nicht verstrickt und die Unterstützungssysteme irgendwie außer Kraft setzt. Denn das ist das, wovon Schulen profitieren sollten, dass es ein funktionierendes Unterstützungssystem gibt, das Schule überhaupt möglich macht. Die Gefahr besteht auch ein Stück weit hier, wenn wir über die Erweiterung der Studienseminare sprechen. Wir können grundsätzlich als Freie Demokraten dem was abgewinnen, die Studienseminare in die Fläche zu verteilen, um die Wege auch für die Lehrkräfte und für die Fachleiter an der Stelle zu verkürzen. Es ist aber aus meiner Sicht durchaus bezeichnend, dass das Vorhaben, was mittlerweile durch das Ministerium eigentlich schon angeschoben wurde, aktuell stockt. Es scheint juristisch durchaus einige Herausforderungen zu geben, das in der Form umzusetzen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es dadurch gelingt, die Lehramtsanwärter
tatsächlich in der Fläche zu halten. Aber das ist an der Stelle ein Thema, was wir sicher diskutieren können.

Für uns als Freie Demokraten ist es wichtig, dass das Unterstützungs- und Ausbildungssystem im Bildungssystem in Thüringen handlungsfähig bleibt und auch durch die Veränderungen hinweg, die vor uns liegen, und dass es am Ende nicht mehr Verwaltungsaufwand und vor allem nicht mehr Personal bindet, als eigentlich notwendig ist.

Denn wir müssen die Personalbedarfe aus unserer Sicht immer von der Schule her denken. Wir haben in Thüringen wie in ganz Deutschland ein sehr großes Loch, was noch vor uns liegt, was die Ausstattung mit Lehrkräften an den Schulen angeht, die wir dann möglichst nicht alle in Verwaltungsbereiche verteilen.

Grundsätzlich befürworten wir den Ansatz, den Schulen die Möglichkeit zu geben, die Lehramtsanwärter schon während ihres Referendariats vorfristig zu binden. Wir würden gern noch einen Schritt weitergehen und würden noch ein bisschen mehr Eigenverantwortung bei den Schulen lassen und die Schulleitung grundsätzlich intensiver in die Personalplanung mit einbinden.

Denn wir werden die Modernisierung des Bildungssystems nur durch viele kluge Ideen vieler kluger Köpfe erreichen können und da müssen diese auch in die Lage versetzt werden, ihre Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen. Deswegen ist der Seiteneinstieg aus unserer Sicht für die Deckung des Lehrermangels nicht nur ein aktuelles kurzfristiges Mittel, sondern es muss langfristig darum gehen, den Unterricht weiterzuentwickeln und auch die Vielfalt in der Schule darzustellen.

Wir begrüßen das Programm im Antrag, die Mentoring-Programme zu stärken und auch die Fortbildung für den Quer- und Seiteneinsteiger intensiver anzugehen. Aus meiner Sicht oder aus unserer Sicht können wir auch noch einen Schritt weitergehen. In Sachsen-Anhalt werden momentan Lehrkräfte auch ohne akademischen Abschluss eingestellt. Da muss man jetzt überlegen, wie weit man da gehen möchte. Aber wir haben einen Antrag eingebracht in dieses Hohe Haus mit dem Vorschlag, für diejenigen, die intrinsisch motiviert sind, aber einen anderen Berufsweg eingeschlagen haben, die Möglichkeit zu schaffen, über ein berufsbegleitendes duales Aufstiegsstudium in den Lehrerberuf, und zwar auf dem Niveau eines jeden Lehramtsstudenten, einsteigen zu können.

Wichtig wäre es, die digitalen Möglichkeiten einzubinden. Regionale Netzwerke sind ein guter Ansatz für den Austausch zwischen den Lehrkräften untereinander. Gerade, was die Lehrerfortbildung angeht, könnten wir uns vorstellen, da auch über die Landesgrenzen hinaus zu gehen und tatsächlich ein Netzwerk mit den anderen Bundesländern aufzubauen, damit die interessanten Ideen und Vorschläge, die in den anderen Bundesländern in den Instituten für Schulqualität entwickelt werden, eben auch anderen Bundesländern, unter anderem Thüringen, zugutekommen.

Grundlegend diskutieren wir den Antrag sehr gern im Bildungsausschuss. Ich gehe davon aus, dass er dahin überwiesen werden wird. Wir würden gern unsere Vorschläge selber noch mit einbringen. Einen Antrag habe ich eben genannt, der schon auf der Tagesordnung steht, aber wahrscheinlich in dieser Sitzung hier nicht behandelt wird.
Bei der ganzen Thematik „Fortbildung und Entwicklung von Schulqualität“ geht es auch – das kommt mir in dem Antrag noch ein Stück zu kurz – um die Festigung der Schulleitung, was ihre Kompetenzen angeht. Da geht es auch um Leadership-Trainings, die jetzt nicht direkt mit pädagogischen oder in einer Schule umsetzbaren Fachinhalten zu tun haben. Es gibt eine ganze Reihe Vorschläge, die wir da gern auch noch mit einbringen wollen.

Insofern freue ich mich auf die Diskussion im Bildungsausschuss und danke für die Aufmerksamkeit.

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