Eine Zukunft für die Sprach-Kitas

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Bildung ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Sie beginnt im gemeinsamen Lernen miteinander und im sozialen Austausch mit anderen. Und für diesen Austausch braucht es Sprache. Die eigene Muttersprache aber auch andere Sprachen.
Kinder lernen die Sprache im Austausch mit ihren Eltern, mit ihren Geschwistern und vor allem mit Gleichaltrigen in der Kita. Corona hat gezeigt, wie sehr es den Kindern fehlt, wenn ihnen dieser Austausch genommen wird. Zwar konnten Familien, die viele gemeinsame Eltern-Kind-Interaktionen wie Vorlesen unternommen, viel auffangen. Aber gerade Kinder die in Haushalten mit anderen Muttersprachen oder familiären Strukturen mit wenig Interaktion aufwachsen, sind in der Sprachentwicklung zurückgefallen. Deswegen ist es der denkbar schlechteste Zeitpunkt, Strukturen einzustampfen, die frühkindliche Sprachbildung in Thüringen unterstützen.
Das Bundesprogramm Sprachkitas hat in den letzten 6 Jahren dafür gesorgt, dass in Thüringen großartige Arbeit geleistet wurde, Sprachbildung in den Fokus zu rücken. Es ist ein Netzwerk über knapp 300 Kitas hinweg von Sprachmittlern in der frühkindlichen Bildung entstanden, das für Austausch und Weiterentwicklung sorgt. Es wurden Fachkräfte aus- und weitergebildet. Und es hat ganz deutlich gezeigt: Das bringt was. Sprache als Schlüssel zur Welt gehört als fester Bestandteil in die frühkindliche Bildung.
Nicht umsonst ist dieser Anspruch auch Teil des Koalitionsvertrages auf Bundesebene im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Qualitätsförderung in der frühkindlichen Bildung. Mit einem neuen Kita-Qualitätsgesetz sollen alle Töpfe für die frühkindliche Bildung gebündelt und dafür gesorgt werden, dass die Mittel vorrangig in Qualitätsentwicklung und eine Verbesserung des Angebotes eingesetzt werden. Dazu gehörte dann auch, dass das Bundesprogramm Sprachkitas in dem neuen Gesetz aufgeht und dann auslaufen kann. Allerdings genau in dieser Reihenfolge. Jetzt hat das grüne Familienministerium entschieden, das Programm auslaufen zu lassen, ohne dass eine neue Regelung zwischen Bund und Ländern getroffen worden ist. Das ist mehr als ärgerlich. Es gibt verschiedene Gründe dafür. Der Bund kann nicht dauerhaft mit solchen Programmen ind Landesaufgaben eingreifen und die Vorgängerregierung hatte überdies versäumt die Mittel für das Programm in der mittelfristigen Finanzplanung überhaupt vorzusehen.
Nun muss eine Lösung gefunden werden. Wir brauchen eine Übergangslösung, die eine Finanzierung der Sprachkitas sicherstellt bis zur Fertigstellung der neuen Regelungen. Denn es ist wichtig, dass wir die Strukturen, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben, nicht aus technokratischen Gründen kaputt schlagen. Wir wissen alle um der Wichtigkeit des Thema und wollen die Sprachbildung in der Einrichtungen erhalten und weiterentwickeln.
Ich habe gemeinsam mit den FDP-Bildungspolitikern der anderen Länder erst am Montag im Gespräch mit unseren Verantwortlichen im Bund insistiert, dass es diese Übergangslösung geben muss. Unter anderem aufgrund der Kurzfristigkeit, können die Länder hier nicht so schnell reagieren, teilweise sind die Haushalte bereits beschlossen und alle Mittel gebunden.
Auch wenn es so kurzfristig nicht ist. Denn dass das Programm ausläuft, war bekannt und dass man die Strukturen regelfinanzieren muss, sollte eigentlich auch klar gewesen sein.
Wir müssen uns also auch in Thüringen die Karten legen. Und die Landesregierung muss sich überlegen, welche Weichen sie im Bereich der Kindergärten, Kindergrippen und der Kindertagespflege stellen.
Wir Freien Demokraten sind gern bereit mit Ihnen über beitragsfreie frühkindliche Bildung zu sprechen. Aber erst wenn Sie sicherstellen können, dass in der Einrichtungen ausreichend Personal im Einsatz ist, dieses angemessen bezahlt wird, ein modernes durch Digitalisierung unterstütztes Arbeitsumfeld vorfindet und vor allem in die Lage versetzt ist, tatsächlich mit frühkindlicher Bildungsarbeit auf die individuellen Ansprüche der Kinder eingehen zu können.
Sprachförderung gehört für uns da genauso dazu, wie die Stärkung der Kinder im Umgang mit digitalen Medien, Bewegung, Selbstwirksamkeit und Zusammenarbeit. Denn dies alles sind Grundlagen für ein Leben voller Chancen und Möglichkeiten. Dies alles brauchen die Kinder, um die Zukunft dieser Welt gestalten zu können.
Hören wir also auf den schwarzen Peter hin und her zu schieben. Sondern lassen Sie uns in unserem Bereich ein Teil der Lösung sein und dafür sorgen, dass Sprachentwickung, Sprachbildung, Sprachförderung fester Bestand im Programm der Thüringer Kindertageseinrichtungen ist.