Wir Freie Demokraten haben einen Antrag in den Thüringen Landtag eingebracht. Darin war die Landesregierung aufgefordert, einen Studiengang für die Ausbildung von “Digitalpädagogen” zu etablieren. Leider wurde dieser abgelehnt und auch nicht in den Ausschuss überwiesen. Der Vorschlag wird also erstmal nicht weiter besprochen. Ich möchte es mir aber nicht nehmen lassen, hier noch einmal zu erläutern, was wir uns dabei gedacht hatten. Warum wäre ein Studiengang zur “Digitalen Transformation in der Bildung” ein guter Schritt in Richtung moderne Schule?
Wie sieht es mit Digitalisierung in Thüringer Schulen aus?
Die digitale Transformation stellt auch das Thüringer Bildungssystem vor eine der größten Herausforderungen der Zeit. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es Schulen gibt, die vortrefflich in Sachen Digitalisierung unterwegs sind. Gleichzeitig gibt es Schulen, die das Thema nicht anfassen. Das liegt sehr oft an fehlenden Kapazitäten aber auch am Respekt vor dem Thema. Man darf es sich hier aber auch nicht zu einfach machen, denn es ist nicht einfach ein Generationenproblem. Sowohl bei jungen als auch bei älteren Lehrkräften sprechen wir von einem Kompetenz- und einem Begeisterungsproblem.
Dort, wo digitale Transformation nicht gelebt wird, können Geld und Technik auch nicht viel verändern. Wir brauchen Menschen, die sich in die Lage versetzt fühlen, Schule im digitalen Zeitalter zu denken. Sie sollen neue Konzepte anstoßen und diese gemeinsam mit dem Kollegium in der Schule umsetzen.
Sind die Lehrkräfte mit Digitalisierung überlastet?
Eine Studie zur Digitalisierung im Schulsystem von Dr. Frank Mußmann und Dr. Thomas Hardwig zeigt, dass die Lehrkräfte gerade auch durch die Anforderungen der digitalen Welt stark herausgefordert sind. Viele arbeiten deutlich am Limit. Die digitalen Kompetenzen von Lehrkräften sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Weiterbildungsmöglichkeiten unterscheiden sich von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland. Die Studie sagt aber auch, dass Lehrkräfte durchaus motiviert sind, neue Lehrformen in den Unterricht einzubauen und moderne Konzepte mit digitalen Medien und Techniken umzusetzen. Sie benötigen jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten.
Was schlagen wir vor?
Wir wollen einen Studiengang als Zusatzqualifikation an den Thüringer Hochschulen entwickeln, der Lehrerinnen und Lehrer im Berufsleben aber auch direkt nach dem Lehramtsstudium in den Themen rund um Digitale Bildung weiterqualifiziert. Neben den fachlichen, didaktischen Inhalten sollen sie aber vor allem auch das Handwerkszeug erhalten, den Veränderungsprozess in der Heimatschule voranzubringen. Denn am Ende muss Digitalität von allen in Schule gelebt werden. Um die Digitalpädagogen in Thüringen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wollen wir sie untereinander vernetzen und Austausch ermöglichen.
Die Hattie Studie bewies – die wichtigste Größe im Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler, bleibt die Lehrkraft. Sorgen wir also dafür, dass die Veränderungsbereitschaft, der Mut und das dringend notwendige Gefühl den Herausforderungen gewachsen zu sein, in die Lehrerzimmer und von dort in die Klassenzimmer kommt.